Close

Luxus – in der Krise etwas Verwerfliches?

Gedanken von Christian Köhler, Hauptgeschäftsführer Markenverband e.V., zu Luxus in Zeiten, in denen wir mit Katastrophen, Krisen und Krieg konfrontiert sind.

Wir wurden beim Markenverband in den vergangenen Monaten häufig gefragt, ob Luxus angesichts der Krisen heutzutage aus unserer Sicht als etwas Verwerfliches zu sehen ist.

In der Tat sind wir alle täglich mit Themen wie Energiekosten, Inflation, Krieg, Klimawandel, Ressourcenknappheit und vielem mehr konfrontiert und da ist die Frage, ob Luxus in solche Zeiten „passt“, natürlich eine durchaus berechtigte.

Für uns ist Luxus ein Stück Lebensfreude und der Wunsch nach Lebensfreude ist ein Urbedürfnis des Menschen. Die Lebensfreude, die wir empfinden, wenn wir das Besondere, sei es materieller oder immaterieller Art, genießen, wenn wir uns die eine oder andere (kleine) Ablenkung vom Alltag verschaffen, wenn wir positiven Erlebnissen Raum und Platz geben – all das ist wichtig für unsere Seele. Denn es sind gerade diese „Auszeiten“, die wichtige Motivatoren für unser Leben sind: Sie lassen Kreativität und Innovation entstehen, sie fördern unseren Willen zu gestalten und sie lassen unsere Leistungsfähigkeit entfalten. Unsere Auffassung wird nebenbei bemerkt, auch von der modernen Psychologie bestätigt.

Ich spreche im Zusammenhang mit Luxus übrigens ganz bewusst von Lebensfreude und nicht von Genuss. Genuss ist nur ein Element von Luxus, häufig eine kurzfristige, auf den Augenblick begrenzte Komponente, während Lebensfreude eine langfristige und ganzheitliche Facette einschließt. Das heißt, dass Genussmomente ein Element von Lebensfreude sind. Denn Genussmomente sorgen dafür, dass wir ins Handeln kommen, aber auch dafür, dass wir bewusst Anstrengungen in Kauf nehmen, um uns die Genussmomente ermöglichen zu können.

Luxus ist dabei ein ganz individuelles Erlebnis. Er bestimmt sich seit geraumer Zeit nicht mehr über opulenten Überfluss, Glitzerwelten oder Statusdenken. Unter Luxus verstehen wir das Besondere und die Freude darüber. Der Wunsch nach Luxus, nach dem besonderen Erleben sitzt tief in uns, ist höchst emotional und bestimmt unsere Sehnsucht. Nicht der Alltag bedient dieses Gefühl, es sind wir mit unserer ureigenen Interpretation, die dem Begriff Luxus Leben einhauchen.

Alltag und Ablenkung vom Alltag bedingen einander. Das eine kann nicht ohne das andere sein. Es ist eben genau diese Ausgewogenheit, die unser Leben bereichert. Permanenter Urlaub ist bei Weitem nicht erfüllend, ebenso wenig wie eine selbstauferlegte Askese oder das ständige Gefühl des Verzichts. Luxus ist damit keineswegs etwas Verwerfliches.

Allerdings, wir halten es mit Epikur, der die Fähigkeit, intelligent zu genießen, propagiert, in dem er schrieb: „Die Vernunft ist wertvoller als die Philosophie. Weil sie uns lehrt, dass es nicht möglich ist, lustvoll zu leben, ohne vernünftig und edel und gerecht zu leben, und dass es ebenso unmöglich ist, vernünftig, edel und gerecht zu leben, ohne lustvoll zu leben.“

Von daher haben wir eine klare Haltung zu Luxus in Krisenzeiten: Luxus, wie wir ihn verstehen, ist auch und gerade in Zeiten großer wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Herausforderungen ein notwendiger Bestandteil unseres Lebens und keineswegs etwas Verwerfliches.