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Norbert Pokorny: 3 Fragen zum Thema Luxus

Norbert Pokorny, Gründer und Geschäftsführer der Reisemanufaktur art of travel, über Chancen und Perspektiven im High-End/Luxussegment des Reisens

1. Welche Entwicklung beobachten Sie bei den Bedürfnissen der Reisenden im High-End/Luxussegment?

Norbert Pokorny: Ich sehe bei art of travel ganz klar eine Tendenz hin zu Reisen, die einen Sinn ergeben. Für viele unserer Stammkunden zählt nicht mehr nur die Qualität der Unterkünfte, der Architektur, des Designs oder der Kulinarik. Der Aspekt, während der Reise außergewöhnliche, besondere Erlebnisse zu genießen, erhält eine immer größere Bedeutung.

Es geht auch in Zukunft aus meiner Sicht nicht mehr um den reinen Konsum. Unsere Gäste wünschen sich vermehrt, Teil von etwas zu sein – zu fühlen – zu spüren – zu verstehen. Die eigenen Sinne zu nutzen und sie mit Neuem zu fordern und fördern. Um sich und ihr Leben auch vielleicht mal aus einer anderen Perspektive kennenzulernen. Und somit ihren Reisen einen Sinn zu geben.

Vor 10 Jahren definierte man den Reise-Luxus noch als einen Urlaub in einem 5-Sterne Haus, einer Privatvilla oder auf einer Privatyacht. Heute gilt es festzuhalten, dass die Individualität in der Definition von Luxus Einzug gehalten hat.

Wir betreuen natürlich immer noch Kunden, die den Luxus eher klassisch definieren. Aber immer mehr Kunden bezeichnen die vermeintlich einfachen Dinge, die man vordergründig so gar nicht in die Kategorie Luxus platzieren würde, als den „wahren“ Luxus auf Reisen. Vor allen Dingen Erlebnisse, die verbinden.

Heute kann es für Kunden der größte Luxus sein, eine Afrika-Safari anzutreten, bei der man zu Fuß unterwegs ist und die Nächte unter freiem Himmel in einem Schlafsack verbringt. Oder den kulinarischen Höhepunkt des Jahres darin sieht, den gerade in einem einsamen Gebirgsbach selbst gefangenen Fisch auf einem Holzstecken über dem offenen Feuer zuzubereiten.

2. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen und Chancen von Luxusreisen? 

Norbert Pokorny: Ich bin seit über 35 Jahren in der Touristik tätig. Die höchste Auszeichnung meiner Kunden war immer, das Produkt persönlich zu kennen, welches ich meinen Kunden ans Herz gelegt habe. Unseren Kunden ausschließlich Produkte / Reisen anzubieten, die wir im Team persönlich kennen, war und ist auch immer noch ein besonderes Alleinstellungsmerkmal meiner Firma.

Extrem formuliert gibt es heute zwei Arten von Kunden. Die „Preisjäger“, die, egal ob sie eine Luxusreise oder ein Billigurlaub antreten wollen, den Urlaub nur dann genießen können, wenn sie sich sicher sind, dass sie auch das billigste Angebot gebucht haben. Alle anderen, und das ist eindeutig die Minderheit, sind Menschen, für die wir mit persönlichem Engagement, Einfühlungsvermögen, Wissen und unserem weltweiten Netzwerk Reisen zusammenstellen. Bei ihnen ist unser Ziel, die eh schon hohen Erwartungen unserer Kunden zu übertreffen.

Damit das erreicht werden kann, und da sehe ich allgemein die größte Herausforderung für die Luxus-Touristik, reicht dazu das Wissen über das Produkt allein bei Weitem nicht mehr aus. Das Wissen über das Produkt und das Reiseziel ist heute gerade mal die Grundvoraussetzung, um eine wohlhabende Klientel betreuen zu können.

In Zukunft liegt der Schlüssel zum Erfolg bei der Planung einer Luxusreise aus meiner Sicht darin, den Menschen hinter dem Kunden genau zu kennen. Exakt zu wissen, wie jeder einzelne Reiseteilnehmer den Begriff Luxus für sich definiert, um ihm die perfekte Reise auf den Leib zu schneidern.

Die Arbeit und Anforderungen an einen Touristiker, der in der Kundenberatung im Luxussegment arbeitet, hat sich deshalb stark verändert und wird sich noch extremer verändern. Dies gilt es anzunehmen.

3. Was fasziniert Sie persönlich am täglichen Umgang mit Luxuswelten?

Norbert Pokorny: Ich liebe das Reisen. Und hier im sogenannten Luxusbereich tätig zu sein, hat es mir ermöglicht, Teile der Welt kennenzulernen, die ich ansonsten niemals hätte kennenlernen dürfen. Zugang zu Naturerlebnissen erhalten zu haben, die fernab von jedem Massentourismus liegen. Von denen vielleicht überhaupt nur wenige wissen. Und ich lerne durch meinen Beruf noch heute besondere, ja außergewöhnliche Menschen kennen, die meinen Horizont erweitern und die mich ab und an auch zwingen, meine Sicht auf die Dinge mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Darunter gibt es auch sehr reiche Menschen, die natürlich in ihrer Luxuswelt leben, auf der anderen Seite aber auch in Touristik-Projekte investieren, die sich beispielsweise dem Aspekt der Nachhaltigkeit widmen. Sich mit diesen Menschen über Luxus auszutauschen, welche Bedeutung Luxus für sie hat und warum sie unbedingt etwas „zurückgeben“ wollen, inspiriert mich. Ich nenne Stichworte wie Conservation oder Investment in Communities, besonders in armen Ländern, um beispielsweise jungen Menschen eine Zukunft und Perspektive für ihr Leben zu geben.

Luxusreisen zu planen und auch einmal Kunden von bestimmten Produkten zu begeistern, weil wir die Idee dahinter lieben, gibt meiner Arbeit und der Arbeit meines Teams einen Sinn.