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Christophe Guinier: 3 Fragen zum Thema Luxus

Christophe Guinier führt als Geschäftsführer seit Mai 2022 das Luxus-Unternehmen Moët Hennessy in Deutschland. Was ihn und das Unternehmen antreibt – dazu 3 Fragen

1. Das Haus Moët Hennessy hat mit seinen Marken im Laufe der Geschichte immer wieder neue Maßstäbe gesetzt. Gerade die vergangenen zwei Jahre, in der über lange Zeit Feiern ausfallen mussten und Restaurants geschlossen waren, hat Ihr Haus Herausragendes geleistet. Wie schaffen Sie es stets, die großartigen Traditionen und die Qualität aufrecht zu erhalten und mit den Erfordernissen der Zeit zu verbinden?

Die letzten zwei Jahre waren – wie Sie ja schon angemerkt haben – für uns alle sehr herausfordernd. Unsere Kolleg:innen mussten über eine sehr lange Zeit das Business in Deutschland aus dem Homeoffice organisieren.

Ich bin beeindruckt vom Engagement des Teams in diesen besonderen Zeiten für unsere Kunden, unsere Marken und unser Unternehmen.

Unsere sehr wichtigen Kanäle im On-Trade (Gastronomie, Clubs und Hotels) waren über eine sehr lange Zeit geschlossen. Aber der (Luxus-)Konsument hatte ja auch schon vor Corona andere Kanäle genutzt, um einzukaufen. Die Online-Händler, aber auch unser eigener Online-Shop Clos19, wurden noch wichtiger und auch stärker frequentiert. Der Konsum von edlen und prestigeträchtigen Getränken hat sich in der Pandemie zum größten Teil in die eigenen vier Wände verlagert, und der Konsument, der normalerweise auch anspruchsvolle und qualitativ hochwertige Getränke konsumiert, hat es sich dann umso mehr zu Hause gut gehen lassen.

Aber auch Konsumenten, die normalerweise nicht unbedingt zu Prestige-Produkten greifen, wollten sich in diesen schwierigen und herausfordernden Zeiten mal etwas gönnen. Wir haben in dieser Zeit eng mit dem Online-Handel zusammengearbeitet und kreative Unterstützung gegeben, um unsere Produkte noch besser und wirkungsvoller in Szene zu setzen. Gerade für Luxus-Marken ist es immer wieder wichtig, den Zeitgeist und das Lebensgefühl der Menschen – gerade auch in schwierigen Zeiten – zu erfassen und darauf einzugehen.

Unsere Marken basieren auf Historie, Tradition, Handwerk und kompromissloser Qualität, und es ist grundlegend, dass sie mehr denn je eine Bedeutung und einen „Purpose“ haben.
Ein gutes Beispiel dafür ist der Veuve Clicquot Bold Woman Award, dem Gründerpreis für Unternehmerinnen, der vor wenigen Wochen in Berlin stattfand.

2. Corona hat die Konsumwünsche der Menschen nachhaltig verändert. Welche Trends bzw. Entwicklungen sehen Sie für die Welt des Genießens bester Weine, Champagner und Spirituosen?

Konsumenten mussten ihre sozialen Interaktionen lange Zeit einschränken und sind jetzt bestrebt, wieder Kontakte zu knüpfen, sei es in Bars, Restaurants, Clubs oder zu Hause. Ich hatte mehrmals die Gelegenheit, das Oktoberfest in München zu besuchen, und es war fantastisch, das Glück der Menschen zu erleben, wieder zusammen zu sein.

Konsumenten erwarten Emotionen, wenn sie mit unseren Marken interagieren, deshalb ist es unser Ziel, mit den Marken Erlebnisse zu schaffen. Nachhaltigkeit und ökologisches Gewissen einer Marke sind so wichtig wie nie zuvor. Substanz und das Wissen um die lange Tradition unserer Produkte müssen immer wieder in den Fokus gerückt werden.

3. Welche Herausforderungen faszinieren Sie persönlich im täglichen Umgang mit Luxus und Ihren Kunden?

Unser Markenportfolio ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Während dies eine Herausforderung für das Team ist, sich um unsere neuen Marken zu kümmern, ist es eine einzigartige Gelegenheit, eine vielfältigere Verbraucherbasis zu erreichen.

Der Liebhaber von Armand de Brignac könnte durchaus ein anderer sein als der von Dom Pérignon. Wir entwickeln in unserer „Route to Consumer“ eine größere Rolle für das E-Business und eine größere Präsenz im Einzelhandel, zum Beispiel im KaDeWe in Berlin.

Viele unserer Marken sind derzeit sehr gefragt und wir können die Nachfrage der Verbraucher nicht befriedigen. Unsere Produkte reifen mehrere Jahre und wir verlassen uns auf das, was uns die Natur gibt. Es ist sehr frustrierend, nicht auf alle Anfragen unserer Kunden positiv reagieren zu können, aber dies ist auch eine einzigartige Gelegenheit, unsere Partnerschaft mit unseren Schlüsselkunden zu stärken.