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ClassiCon – klare Formen und zeitlose Ästhetik jenseits modischer Trends

Bild oben und unten links: Sessel „Chaos“, Konstantin Grcic, 2001
Bild unten rechts: Teppich „Blue Marine“, Eileen Gray, 1925 – 1935
Bild oben und unten links: Sessel „Chaos“, Konstantin Grcic, 2001
Bild unten rechts: Teppich „Blue Marine“, Eileen Gray, 1925 – 1935

Das Zusammenspiel von Klassikern und zeitgenössischen Entwürfen prägen das Profil von ClassiCon. Im Gespräch gibt Oliver Holy, CEO ClassiCon, Einblicke, wofür ClassicCon steht und was ihn antreibt.

Das Zusammenspiel von Möbeleditionen von Designlegenden wie Eileen Gray Klassikern und zeitgenössischen Designern, wie es ja bereits im Unternehmensnamen ClassiCon zum Ausdruck kommt, ist das außergewöhnliche Konzept von ClassiCon. Wie schaffen Sie es immer wieder, neue Akzente zu schaffen?

Oliver Holy: Ich bewege mich intensiv unter Menschen, die sich für Design und Kunst interessieren und damit arbeiten, ich lese internationale Zeitschriften und ich reise sehr viel. Da liegen dann oft Dinge in der Luft, machen mich neugierig, regen mich dazu an, nachzuforschen. Mein Kompass ist ehrlich gesagt mein Bauchgefühl. Trotzdem sind natürlich auch die Messen, die für Design, aber auch die für Kunst – und das nicht nur in Europa – für mich ein Muss. Ich kann mich begeistern und suche den Austausch mit internationalen Designern – die, mit denen ich bereits zusammenarbeite, und auch immer wieder neue, die mich mit ihren Entwürfen überraschen und begeistern. Bei der Entscheidung, welches Design Bestandteil der Kollektion wird, folge ich meiner Intuition. Ich kann einen Entwurf gut finden, an seine Kraft glauben und mich dazu entschließen, ihn für ClassiCon umzusetzen. Ob er dann Eingang in die Reihe der Klassiker findet, entscheidet sich erst über Jahre. Hat er Bestand, beeinflusst er eine Strömung, wird er für eine bestimmte Zeit von Jahren in der Designgeschichte stehen? Wenn man Glück hat, gelingt einem das vielleicht alle 20 Jahre einmal, solch ein Produkt zu finden.

ClassiCon hat eine faszinierende Designbandbreite. Was steht bei Ihnen am Anfang: Entdecken Sie ein fertiges Produkt, das Sie gerne in Ihrem Programm hätten, oder sind es spezielle Aufträge/Partnerschaften, in denen Sie Ihre Designideen umsetzen?

Oliver Holy: Die Designer der Klassiker waren seit Bestehen von ClassiCon bereits fest in der Kollektion verankert und bleiben seither konstant. Es kamen lediglich einzelne Produktentwicklungen über die Jahre hinzu, wie beispielsweise die Teppiche von Eileen Gray. Bei den zeitgenössischen Designern verbindet mich jeweils eine individuelle Geschichte. Da gibt es keine Methode. Mal habe ich ein fertiges Produkt gesehen wie den Bell Table von Sebastian Herkner und daraufhin den mir bis dahin völlig unbekannten Designer kontaktiert. Mal gab es Designer, deren Arbeit für andere mir aufgefallen war und ich einfach den Wunsch hatte, auch mit ihnen etwas zu entwickeln, wie Barber & Osgerby. Bei langjähriger Zusammenarbeit, wie mit Konstantin Grcic, der ClassiCon und das Firmenprofil so gut kennt, überlegt man im Gespräch, welches neue Produkt für die Kollektion interessant sein könnte, wie zuletzt die Liege Ulisse.


Sie sind in knapp 70 Ländern aktiv und mit Showrooms in Tokio, Toronto, Sydney und Seoul global tätig. Mit deutschen Designern wie Konstantin Grcic und Clemens Weishaar verbindet Sie eine intensive Zusammenarbeit. Wie wird deutsches Design aus Ihrer Sicht im Ausland wahrgenommen?

Oliver Holy: Unser Profil ist das Zusammenspiel von Klassikern und zeitgenössischen Entwürfen. In diesem interessanten Spannungsfeld ist über die Jahre eine anspruchsvolle Kollektion entstanden, die es geschafft hat, immer wieder Akzente in diesem ja doch großen Markt zu setzen, die nicht zu übersehen waren. Auch im Ausland, es sind über 70 Länder, in die wir inzwischen unsere Ware liefern. Dabei kann deutsches Design nicht mehr kategorisch als solches bezeichnet werden, auch wenn einige unserer sehr bekannten Designer aus Deutschland kommen, wie eben Grcic, Herkner, Weißhaar. Die Einflüsse, die Ausbildungen, die Material- und Formensprache sind international geworden. Es geht eher darum, eine Qualität zu identifizieren und einen Maßstab anzulegen: Hat der Entwurf das Potenzial einmal selbst zum Klassiker zu werden? ClassiCon wird oft gar nicht als deutsches Unternehmen wahrgenommen. Allerdings darf ich wohl sagen, dass Qualität bei uns wirklich noch etwas gilt. Die Zuverlässigkeit und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Partnern hat uns da wohl einen guten Ruf verschafft – vielleicht ist das das Deutsche? Darauf lege ich jedenfalls Wert und denke, dass unsere anspruchsvollen Kunden das auch erwarten dürfen.

Abschließend noch eine private Frage: Architektur, Mode, Kunst, Fotographie – starkes Design wird aus vielen Quellen gespeist. Gibt es etwas, was Sie im Besonderen geprägt hat?

Oliver Holy: Ich bin von klein auf mit Kunst, Architektur und Bewusstsein für Qualität groß geworden. Meine Eltern haben uns immer mitgenommen, wenn sie Ausstellungen und Museen besucht haben, uns Architektur gezeigt und sich mit Designmöbeln umgeben. Der Austausch zu der Arbeit eines Künstlers, einem Bild oder einem Gebäude oder eben auch ein Möbelstück waren ein fester Bestandteil unserer Gespräche. Ich kenne das gar nicht anders. Das hat mich fasziniert und zur Leidenschaft entwickelt und zwar nicht nur für Design, sondern auch für die Kunst und Architektur – und nicht zu vergessen die Mode. Alles beeinflusst sich gegenseitig.

Geprägt haben mich im Bezug auf das Design in unterschiedlichen Lebensphasen natürlich sehr verschiedene Dinge. Der Eames Lounge Chair meines Großvaters gehörte genauso in meine Welt wie die Möbel von Eileen Gray, die schon in meinem Elternhaus standen. Später haben mich dann ganz andere Objekte fasziniert, wie z. B. der Chaos Sessel von Konstantin Grcic, die Lockheed Liege von Marc Newson aus Aluminium oder auch die handwerklich fantastisch gearbeiteten Möbel von Sam Maloof sowie die brasilianische Moderne. Es gibt so unterschiedliche Ansätze – und genau das ist ja das Spannende.